Aktuell von normalen Marktbedingungen beim Rohölhandel zu sprechen, wäre nicht zielführend. Das weltweite Angebot von Rohöl wird von der OPEC+ – der Vereinigung erdölexportierender Länder und Ihre Verbündeten – künstlich verknappt um die Preise zu stützen. Die Coronapandemie hat die Nachfrage in den Keller getrieben und die Bekämpfung geht zu Lasten der Reisefreiheit und Industrie. Worauf blicken Händler in diesen Zeiten?
Aktienbörse und Indizes als Maß der Dinge
Die normalen Parameter zur Marktbewertung finden aktuell keine Anwendung zur Preisbildung an den Ölbörsen. Der normalerweise saisonal ansteigende Benzinverbrauch in den USA bleibt wegen Reisebeschränkungen aus. Bis der Luftverkehr sein „Vor-Corona-Niveau“ wieder erreicht, wird vermutlich auch wieder Jahre dauern. Die Industrie kann nur bedingt wieder hochfahren und die Rohölnachfrage stützen.
Woran orientieren sich also Händler um den Marktwert des „Schwarzen Goldes“ zu bewerten? Wenn alle traditionellen Maßstäbe wegfallen, muss die Aktienbörse die Richtung weisen. Steigt beispielsweise der DAX im Wert, liegt die Vermutung nahe, dass Großunternehmen wieder gestützt werden. Produktion wird wieder hochgefahren und Dienstleistungen bereitgestellt. Folglich auch ein Indiz für steigende Rohölnachfrage.
Der Spieß lässt sich allerdings auch umdrehen. Öffnet beispielsweise ein Dow Jones schwächer in den Handelstag, lässt dies vermuten, dass in den USA die Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit erneut ausgebremst wird. Ein Anzeichen für geringere Nachfrage nach Rohöl, welches einen Preisrutsch nach sich zieht. So reagieren Heizölpreise sehr sensibel auf Meldungen der Aktienmärkte.
Ausblick
Heut erwarten Händler eine Verteuerung im Heizöl von ca. +0,70 bis +0,90 Euro pro 100 Liter im Vergleich zu Montagmorgen.