Am Wochenende hat Moskau die Belieferung Polens mit Rohöl durch die wichtige Druschba-Pipeline eingestellt. Es waren ohnehin nur noch geringe Mengen durch die einstmals wichtigste Versorgungsleitung aus Russland gekommen. Allerdings steht der Betrieb nicht still, denn Deutschland hat gestern erste Lieferungen aus Kasachstan über Druschba (Freundschaft) erhalten.
Polen ist auf Lieferstopp vorbereitet
Der polnische Ölkonzern Orlen meldete am Wochenende, dass kein russisches Öl mehr durch die Druschba-Pipeline fließe. Konzernchef Daniel Obajtek twitterte, man sei auf diese Maßnahme vorbereitet gewesen: „Nur 10% des Rohöls kam noch aus Russland und wir werden es mit Öl aus anderen Quellen ersetzen. Das ist das Ergebnis der Diversifizierung, die wir in den letzten Jahren vorgenommen haben.“
Während russisches Öl auf dem Seeweg seit Dezember einem strengen EU-Embargo unterliegt, gelten für Mengen, die per Pipeline geliefert werden, keine Sanktionen. Allerdings haben die meisten europäischen Länder in den letzten Monaten versucht, sich so unabhängig wie möglich von russischem Öl zu machen. Dennoch spielt die Infrastruktur der Ölversorgungsleitungen nach wie vor eine wichtige Rolle.
Kasachstan soll deutsche Raffinerien entlasten
Denn auch, wenn Deutschland schon seit einigen Wochen offiziell keine russische Ware mehr über die Druschba-Pipeline bezieht, fließt seit gestern wieder Öl durch die Leitung. Allerdings kommt es nicht aus Russland sondern aus Kasachstan und soll den Betrieb der beiden wichtigen Raffinerien in Schwedt und Leuna, die unter anderem den Großraum Berlin mit Benzin und Diesel versorgen, gewährleisten. Laut der kasachischen KazTransOil wurden gestern 20.000 Tonnen Rohöl geliefert.
Kasachstan ist nicht von den Sanktionen der EU betroffen, muss sein Öl allerdings über mehrere Tausend Kilometer durch Russland transportieren. Moskau kassiert dafür Durchleitungsgebühren durch die Druschba. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte, dass entsprechende Lieferverträge mit Kasachstan und Russland geschlossen wurden. „Wir müssen beobachten, wie Russland agiert zwecks Durchleitung durch die Druschba“, so eine Sprecherin.
Vor allem für die PCK-Raffinerie in Schwedt sind die Mengen aus Kasachstan wichtig, da die Anlage vor Kriegsausbruch vollständig von russischem Öl abhängig war. Seither konnte ein Teil der Verarbeitungskapazität durch Lieferungen über den Ostseehafen in Rostock aufgefangen werden und auch aus Polen kamen größere Mengen. Die kasachischen Mengen sollen die Versorgungssicherheit nun untermauern.